Brauchen wir (k)einen Chief Digital Officer?
Es geschieht nicht oft, dass auf C-Level ein neues Job-Profil geschaffen wird. Aber genau das ist in den letzten Jahren geschehen: Herzlich Willkommen, Chief Digital Officer (CDO)!
Die digitale Transformation hat die Wirtschaft fest im Griff. Kaum eine Branche bleibt von dem Thema unberührt und selbstverständlich hat die Digitalisierung auch direkte Auswirkungen auf die personelle Struktur eines Unternehmens. Welche Möglichkeiten und Gefahren die Digitalisierung für Organisationen und ganze Sektoren bietet, muss dabei stets im Einzelfall geprüft werden. Dabei handelt es sich nicht selten um eine Mammut-Aufgabe: Und genau das ist der Grund, warum das Thema digitale Strategie in immer mehr Firmen ganz oben aufgehängt ist. Und um der großen Bedeutung des Themas Ausdruck zu verleihen, aber auch um beteiligten Akteuren den notwendigen Handlungs- und Gestaltungsspielraum bereitzustellen, wird in immer mehr Unternehmen die Position des CDOs besetzt.
Was macht ein Chief Digital Officer eigentlich?
Kurz gesagt: Evaluation, Entwicklung und Implementation. Zunächst liegt die Kernaufgabe eines CDOs darin, das vorliegende Geschäftsmodell im Kontext des digitalen Wandels zu evaluieren. Das berührt fast jeden Bereich eines Unternehmens sowie seine Produkte und Services. Bestehende Prozesse und Rollenverteilungen werden hinterfragt und nicht selten das gesamte Geschäftsmodell auf den Prüfstand gestellt. Bei dieser Bewertung gilt es in erster Linie herauszufinden, welche Chancen Digitalisierung im konkreten Fall bieten könnte. Neue Perspektiven werden formuliert, auf Machbarkeit geprüft und intern vorgestellt. Nun beginnt die Entwicklungsphase. In Abstimmung mit relevanten Stakeholdern werden neue Prozesse definiert, Rollen und Kompetenzen überdacht und gegebenenfalls neu verteilt. Daraufhin werden die neuen Prozesse sorgfältig implementiert und überwacht.
Wie groß der Zeitraum zwischen Evaluierung und Implementation einer digitalen Strategie ist, hängt natürlich von verschieden Faktoren ab: Nicht nur Größe und Komplexität der Organisation stehen hier im Vordergrund, es
kommt auch auf Beschaffenheit des bestehenden Geschäftsmodells sowie Umfang und Auswirkungen der digitalen Strategie an.
Die Corona-Krise als Turbo
Die weltweite Corona-Krise kann branchenübergreifend als Digitalisierungs- Turbo begriffen werden. Nie zuvor in der Geschichte des Kapitalismus hat ein Großereignis – welches im Falle von Covid-19 bedauerlicherweise eine weltweite Gefährdungslage ist – vergleichbar starke Auswirkungen auf die globale Wertschöpfung und Wirtschaftsleistung gehabt. Ob DAX-Konzern oder örtliche Grundschule: Organisationen unterschiedlichster Ausprägung waren plötzlich darauf angewiesen, digitale Kanäle verstärkt oder in vielen Fällen sogar ausschließlich zu nutzen. Ob das virtuelle Zoom-Meeting für Schulunterricht oder Sicherung einer Lieferkette in Fernost genutzt wurde, war dabei völlig nebensächlich. Besonders der Sektor E-Commerce hat in den vergangenen Monaten zu spüren bekommen, welchen gewaltigen Druck digitale Geschäftsprozesse mittlerweile aufgebaut haben. Anschauliches Beispiel: Die Aktie und damit der Firmenwert des US-amerikanischen Online- Giganten Amazon hatte sich im Laufe des Jahres 2020 zwischenzeitlich fast verdoppelt.
Ist der CDO die Lösung?
Ob ein Chief Digital Officer eine Lösung für die Herausforderungen der Digitalisierung darstellen kann, muss jedes Unternehmen im Einzelfall prüfen. Größe und Komplexität einer Organisation sind bei der Bewertung der Notwendigkeit in diesem Zusammenhang wichtige Kriterien. Das spiegelt sich auch auf die Verbreitung des Job-Titels CDO wider: vor allem kleine Firmen können es sich oft nicht leisten eine Position zu besetzen, die auf Geschäftsführungs-Ebene angesiedelt ist und sich ausschließlich dem Thema der digitalen Transformation widmet. Größere Unternehmen sind hier in der Vorreiterrolle. Speziell Konzerne befinden sich häufig unter hohem Konkurrenz- und Innovationsdruck. Der stetige Wandel mit hoher Geschwindigkeit steht hier an der Tagesordnung. Ein CDO, der seine Aufgabe vor allem darin versteht, seine Organisation auf der Höhe der Zeit zu halten und den digitalen Wandel verinnerlicht hat, ist für derartige Unternehmen in seiner Handlungs- und Wirkungsweise unerlässlich. Wir befinden uns in einer Welt, in der „digital first“ der neue Normalzustand ist. Egal ob Individuum oder Organisation: Wer die Ansprüche und Folgen von „digital first“ erkennt und daraus Inspiration schöpft und Strategien ableiten kann, ist klar im Vorteil.
Wie weit verbreitet ist die Position des CDO mittlerweile?
Eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom, in deren Rahmen über 600 Firmen befragt wurden, kommt zu dem Ergebnis, dass 2020 ungefähr jedes fünfte Unternehmen einen CDO beschäftigt – das entspricht einem Zuwachs von +15% im Vergleich zum Vorjahr. Firmengröße spielt eine große Rolle: Während bei Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeitern nur 14% die Position geschaffen haben, findet sich die Position des CDO bei über 70% der Firmen mit mehr als 2.000 Beschäftigen – Tendenz steigend!
Sind Sie der Meinung, ein CDO wäre eine Bereicherung für Ihr Unternehmen? Wir unterstützen Sie gerne bei der Suche nach dem richtigen Kandidaten.